Buddh. Stundenbuch

Das buddhistische Stundenbuch des Bennei Yamazaki
Bei der Lehre Bennei Yamazakis handelt es sich um eine eigene, besondere Ausprägung des Amida-Glaubens innerhalb der Jôdo Shû, die den Schwerpunkt auf eine eher religiös-spirituelle Anbetung Amida Buddhas setzt. Bennei stellte sich Amida eher als das Universum umfassende Kraft vor, die er lieber „Ô-mioya“ („ô“=“groß“, „mioya“=“ehrenwerte Eltern/Elternteil“) nannte (Amida ist sowohl männlich als auch weiblich, da Buddhas kein Geschlecht haben). So schuf er eine Vertrautheit wie zwischen Eltern und Kindern. Wir Lebewesen haben  unsere Lebenskraft und Liebe in Form des Lichts von Amida erhalten – in diesem Aspekt ähnelt seine Vorstellung ein wenig dem christlichen Gottesbild. So war für Bennei die von familiärer Liebe geprägte emotionale Beziehung zwischen Amida und uns wichtiger als ein rein rationaler Zugang. Dies drückte er im Bild des Lichtes aus, dass alle Lebewesen von Amida empfangen haben und immer in sich tragen, so lange sie Liebe zu Amida und zueinander empfinden.

„Monotheistischer Pantheismus“ – die Kômyô-Lehre des Bennei Yamazaki

Der Buddhismus wird in Europa oft als eher rationale Weltanschauung denn als Religion wahrgenommen. Tatsächlich kann man sagen, dass Buddhas analytische Lehre von den Vier Wahrheiten eher dem heutigen „common sense“ einer naturwissenschaftlich geprägten Denkweise entsprechen als die rituelle Verehrung von etwas spirituellem durch feierliche und für moderne Menschen übertrieben klingende Worte. Doch müssen sich Naturwissenschaft und Spiritualität genauso wenig wie Buddhismus und Christentum unbedingt gegenseitig ausschließen. Der japanische Mönch Bennei Yamazaki (1859-1920) hat in einer turbulenten und von teils gewaltsamer Verdrängung des Alten durch das Neue in der japanischen Gesellschaft geprägten Zeit eine Philosophie der Güte entwickelt, in der er den Mayahana-Buddhismus mit den damals für Japan relativ neuen Ideen des Christentums und der Naturwissenschaft zusammenführt.

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Die buddhistische Kannon oder die Maria mit dem Jesus-Kind, oder beides?
Bild von Bennei Yamasaki.

Die Gedankenwelt und Lehre des buddhistischen Priesters Bennei Yamazaki (1859-1920) wird als „Lichtglanz-Lehre“ (jap. „kômyô-shugi“) bezeichnet. Kurz gesagt, steht sie für eine Lebensweise, in deren Mittelpunkt die Lichtmanifestation Buddhas steht. Gegenstand des Glaubens ist Amida Buddha; Ziel ist eine vom Licht Buddhas erfüllte Lebensweise; die praktische Umsetzung erfolgt durch die Anrufung von Buddhas Namen in Form des „Namu Amida Butsu“. Das Besondere an der Lichtglanz-Lehre ist ihr ganzheitlicher und synkretistischer Ansatz, dass sie nicht nur in den buddhistischen Schriften, sondern auch in anderen Religionen und in der Naturwissenschaft nach der Wahrheit sucht. Dazu kommt, dass sie auf moderne Weise zu erklären versucht, in welchen mentalen Zustand man durch die „Namu Amida Butsu“ – Anrufung konkret versetzt wird, und auf welche Weise Spiritualität (Buddha-Natur) entwickelt wird und zu einer psychischen Verbesserung führt. Bennei Yamazaki bezeichnete die buddhistischen Sutren und anderen Lehrschriften als „Wirksamkeitserklärungen“ wie bei Medikamenten. Damit meinte er, dass die bloße Existenz und das theoretische Erfahren durch Lesen einer Schrift noch keine Wirkung zeigt, sondern die Schriften durch praktische Anwendung der beschriebenen Inhalte auf ihre Wirksamkeit überprüft werden müssen, um ein Gefühl der Dankbarkeit zu erzeugen.

In diesem Sinne ist auch die Gedankenwelt des Bennei Yamazaki eine „Wirksamkeitserklärung“ oder funktionale Schrift, deren Wirkung man durch Praktizieren des Nenbutsu (der „Namu Amida Butsu“ – Anrufung) und Gebete selbst erfahren muss.

Das hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegende buddhistische Stundenbuch „In Hingabe an Amida Buddhas Licht“ von Bennei Yamazaki hat die Philosophie des Mahayana-Buddhismus als Grundlage, die durch Yamazakis eigene religiöse Erfahrung und durch christliche Elemente ergänzt wurde, und enthält die gesamte Kômyô-Lehre Bennei Yamazakis in kondensierter Form. Dieses „Buch der Anbetung“ ist nicht nur ein bloßer theoretischer Text, sondern eine Anleitung zu morgens und abends durchzuführenden Ritualen in Gebetsform, die zu einer Richtlinie für das alltägliche Leben werden kann. Es hat die Form einer Zwiesprache mit Buddha, die als tägliches Gebet und Vergegenwärtigung zu einer Entwicklung von Spiritualität führen kann, und sich so im Laufe der Zeit von der Form in Wahrheit umwandeln kann. Im Leben sind wir oft verunsichert, erfahren Schmerz und Leid, und sind traurig. Aus diesem Leiden heraus haben auch die großen Buddhisten der Vergangenheit durch die Begegnung mit Buddhas Lehre einen Weg gefunden.
„Wie kann man ein aufrichtiges, freudvolles und fröhliches Leben in Wahrheit führen?“ Auf diese Frage findet man die Antwort nicht alleine durch Lesen und Verstehen der Schriften, sondern durch tägliche praktische Anwendung und im Zwiegespräch mit Buddha.
Der Originaltext „Nyorai Kômyô Raihaigi“ wurde im Jahr 1923 (Taishô 12) in Tokyo veröffentlicht. Ein Link zum japanischen Original findet sich unten.

Das Stundenbuch zum Herunterladen und Ausdrucken:

Link zum japanischen Originaltext „Nyorai Kômyô Raihaigi“ von Bennei Yamazaki.

Mehr von Bennei Yamazakis Kunst unter www.bennei.net .

Mit herzlichem Dank an Herrn M. Tsuchiya, Herrn A. Kaneda, die Kômyôkai und den Kanchiin-Tempel in Tokyo für ihre freundlichen Genehmigungen.